Digitalisierung schon während der Ausbildung: Maurer-Nachwuchs nutzt 123erfasst

Betriebe wissen nur zu gut, dass sie qualifizierten Nachwuchs benötigen, um mit dem technologischen Wandel Schritt halten zu können. Dies beinhaltet auch eine Einführung in branchenspezifische IT-Werkzeuge. Im Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) Bensheim der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main gibt es hierfür ein Projekt der Zukunftswerkstatt. Dort setzen Auszubildende des Maurerhandwerks die Baustellenmanagementsoftware 123erfasst ein.

Das vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen geförderte Projekt Zukunftswerkstatt hat zum Ziel, digitale Werkzeuge und Medien in die Ausbildung zu integrieren und sinnvoll zu nutzen.

Dazu werden Unterrichtsmethoden entwickelt, erprobt und implementiert, die die Brücken zwischen dem handwerklichen Lernen und den digital veränderten Berufs- und Erfahrungswelten schlagen. Ziel ist, die Kompetenzen der Auszubildenden zu erweitern und nachhaltige positive Lernerfahrungen zu ermöglichen.

Azubis nutzen die 123erfasst-App

Um den Auszubildenden zu vermitteln, wie die digitale Vernetzung von Büro und Baustelle funktioniert, band man gemeinsam mit dem Ausbilder die Baustellendokumentations- und Zeiterfassungssoftware 123erfasst in einen zweiwöchigen Kurs der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) ein. Auszubildende des Maurerhandwerks im ersten Lehrjahr, die in der Mehrheit in Kleinbetrieben mit fünf bis zehn Mitarbeitern ihre Ausbildung absolvieren, nutzen die App, um ihre Übungs-Baustellen zu managen und zu dokumentieren. Eine Vorerfahrung mit Software-Apps für das Baustellenmanagement lag bei keinem der Auszubildenden vor.

 

123erfasst ist umfangreichste Zeiterfassungsapp

Die Lösung von 123erfasst hatte bereits bei einer Befragung der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main im Rahmen eines Webinars für Betriebe zum Thema „Digitale Zeiterfassung / Stundenzettel“ in 2021 gut abgeschnitten.

Kolonne mit Tablets ausgerüstet

Da 123erfasst marktgängig und einfach zu handhaben ist, lag es nahe, die App bei der Maurer-ÜLU einzusetzen. Auch sprach für 123erfasst der relativ geringe Aufwand sowie die schnelle Einarbeitung.

 

Wichtig war, keine trockene Theorie zu vermitteln, sondern dass die Auszubildenden anhand einiger ausgewählter Funktionen die App im Praxiseinsatz kennenlernen. Ein Mitarbeiter und der Ausbilder schlüpften in die Rolle des Handwerksbetriebes und legten die Arbeitsaufgaben als Projekte auf dem Rechner im Ausbilderbüro an. Alle Auszubildenden übernahmen die Rolle der Mitarbeiter auf der Baustelle. Somit wurde ein alltagspraktisches Einsatzszenario nachgebildet. Die Teilnehmer wurden in zwei Kolonnen aufgeteilt. Jede Kolonne erhielt ein Tablet, auf dem die 123erfasst-App installiert war. Jeden Tag wurde vom Ausbilder ein anderer Kolonnenführer ernannt.

 

Dieser meldete seine Kolonne morgens in der App an und abends ab. Darüber hinaus dokumentierte er täglich den Baufortschritt per Foto und gab erläuternde Notizen wie verbrauchtes Material etc. für den Bautagesbericht ein. Diese Daten überträgt die App automatisch ins Büro auf den Rechner des Ausbilders.

Mehrere Azubis auf einer Trainings-Baustelle nutzen die Funktionen von 123erfasst

Betriebliche Praxis widergespiegelt

Obwohl bei der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung der Fokus auf dem Erlernen der handwerklichen Fähigkeiten liegt, spiegelt die Dokumentation der Zeiten sowie der einzelnen Arbeitsschritte und des Materialeinsatzes die betriebliche Praxis wider. Die einfache Bedienung von 123erfasst auf dem mobilen Endgerät beeinträchtigt durch den geringen Zeitaufwand somit in keiner Weise sonstige Lerninhalte.

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„Aha-Erlebnis“

Der Vorteil der Arbeitsweise mit der App kam gut bei den zukünftigen Maurern an. Durch die Praxisnähe gibt sie ihnen u.a. einen Einblick in die betriebswirtschaftliche Seite ihres Tuns und vermittelt die Bedeutung der eigenen Tätigkeiten auf der Baustelle für den Betrieb. Auch das Verständnis für den Effizienzgewinn durch dieses digitale Hilfsmittel, wie keine mehrfache händische Stundenerfassung, war ein „Aha-Erlebnis” für die Jugendlichen.

Hatten sie Apps zuvor nur privat auf ihren Smartphones verwendet, war der Einsatz eines mobilen Endgerätes für eine berufliche Nutzung neu. Bei einer Befragung äußerte die Mehrheit der Auszubildenden, dass die Nutzung der digitalen Tools und Werkzeuge Spaß macht und sie beim Lernen motiviert. Auch vermittelte ihnen der Einsatz von 123erfasst einen guten Eindruck über die Bedeutung und Möglichkeiten solcher digitaler Lösungen im Beruf.

 

In diesem Pilotprojekt hat sich gezeigt, wie wichtig das Erlernen digitaler Werkzeuge ist, um dem Einsatz der IT im Beruf aufgeschlossen gegenüberzustehen und für die Entwicklungen in der Baubranche optimal gerüstet zu sein. Daher wird die Zukunftswerkstatt die App auch bei weiteren Lehrgängen und Gewerken einsetzen. Auch geben die Mitarbeiter ihre Erfahrungen gerne an andere handwerkliche Bildungsanbieter weiter.

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Bildnachweise: HWK Frankfurt-Rhein-Main.